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Erlebt und bewegt

In dieser Rubrik veröffentlichen wir regelmässig Beiträge aus der gleichnamigen Rubrik der Zeitschrift factum - mit freundlicher Genehmigung.

UNSCHLAGBARES ANGEBOT

Juni 2025: Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren fährt die Tour de Suisse – das grösste und bedeutendste Mehrtagesrennen im Schweizer Profiradsport – durch unser beschauliches Dorf. Nicht wenige Radrennfahrer nutzen sie als Vorbereitung für die zwei Wochen später beginnende Tour de France. Dementsprechend gut besetzt ist die Schweizer Rundfahrt.

Mich fasziniert, wie diese Radrennen die Volksmassen an die Strasse locken. Bei uns ist gefühlt das halbe Dorf unterwegs. Man wartet gespannt auf den Tross, unterhält sich, tauscht sich aus und versucht, eines der Werbegeschenke zu ergattern, die lange vor Ankunft der Radrennfahrer verteilt werden. Ein Blick in die TV-Übertragungen bestätigt meinen Eindruck vor Ort: Fahren die Sportler durchs Land, sind die Strassenränder voll mit Zuschauern und Fans. Radrennen sind sehr gut besucht. Dieser Sport bewegt – im wahrsten Sinne des Wortes.

Doch eigentlich steht der Aufwand zu dem, was dabei herausschaut, in keinem Verhältnis: Klar, es kostet nichts und die Anreise fällt weg, weil die Fahrer praktisch «vor der Haustür» vorbeikommen. Aber: Der Tross mit den begehrten Werbegeschenken kommt bereits eine Stunde vor den Fahrern vorbei. Will man also eines ergattern, muss man frühzeitig vor Ort sein.

Im Anschluss an den Werbetross beginnt dann das lange Warten. Irgendwann kommt die Ankündigung, dass die Fahrer demnächst eintreffen. Und dann, nach über einer Stunde, ist es endlich so weit: Man sieht die Fahrer herannahen – und innerhalb von vielleicht 20, höchstens 30 Sekunden ist das Feld durch. Was danach folgt, ist ein nicht enden wollender Tross von Motorradfahrern, Begleit- und Teamautos. Doch nach ein paar Minuten ist auch das vorbei. Die Stras­sen werden wieder für den Normalverkehr freigegeben und die Menschen gehen nach Hause. Zum Vergleich: Für ein gutes Fussballspiel zahle ich zwar etwas, bekomme im Gegenzug aber über 90 Minuten etwas geboten.

Weshalb sind Radrennen so beliebt? Liegt es daran, dass der Aufwand trotz allem recht überschaubar ist, es nichts kostet und man mit etwas Glück ein schönes Werbegeschenk erhält? Oder weil der Tour­tross nur in unregelmässigen Abständen vor der eigenen Tür haltmacht? Obwohl ich mich selbst in diesen Bann ziehen lasse, habe ich keine wirkliche Erklärung für dieses Phänomen.

Die Faszination und Beliebtheit des Radsports haben mich ins Nachdenken gebracht. Die Aussicht auf ein Werbegeschenk und ein paar Radprofis lockt viele auf die Strasse. Wie Gott wohl darüber denkt? Denn durch den Propheten Jesaja macht er uns ein unschlagbares Angebot: «Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!» (Jes. 55,1). Jesus greift diese Einladung später auf. In Johannes 7,37 lesen wir: «Wenn jemand dürstet, der komme zu mir und trinke!» Und in Matthäus 11,28 sagt er: «Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.» Was für eine Einladung! Jesus will uns das Leben in Fülle schenken (Joh. 10,10) – umsonst. Doch dieses Angebot hat Ihn das Leben gekostet, weil er am Kreuz für unsere Sünden bezahlt und so den Weg zu Gott frei gemacht hat.

Gibt es Kosten? Ja, Jesus will unser Herz, unsere Hingabe und gelebte Nachfolge. Das ist oft kein Spaziergang. Der Ertrag? Ewiges Leben bei Ihm im Himmel. Trotz dieses Angebots – bei dem Aufwand und Ertrag, wenn man das so plakativ formulieren darf, in einem für uns überaus günstigen Verhältnis stehen – ist der Andrang recht überschaubar. Jesus lockt nicht die Massen an. Nur wenige sind es, die seinem Ruf folgen. Vielen sind die Kosten der Nachfolge zu hoch. Sie wollen keinen Herrschaftswechsel und stehen deshalb lieber Schlange für ein paar Werbegeschenke. Wie sieht es bei Ihnen aus?

Raphael Berger